Europäer beklagen Geschichtsbewusstsein der NASA statt ihr eigenes

Kürzlich wurde wieder ein verrosteter Startturm am Kennedy Space Center geschleift, und irgendeinen Van, mit dem Astronauten damals jeweils zu oder von ihren Einsätzen gefahren worden sind, hat man erst nach Jahrzehnten wieder in einem Lagerraum entdeckt. Immerhin. Die drei letzten Mondraketen Saturn V, wirklich historische Zeugen einer Epoche, wurden im Rahmen des Möglichen konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist grundsätzlich ein schwieriges Problem, wie man mit "altem Kram" umgeht. Wir Europäer sind zwar extrem rückwärts gewandt, aber wenn ich denke, wie z.B. unser Schweizer Fernsehen über eine ganze Epoche „aus Spargründen“ praktisch alle Aufzeichnungen vernichtet hat, was entsprechend in den USA aus der sog. "Goldenen TV-Epoche" fein säuberlich heute noch bei Bedarf gesendet werden kann, dann begreife ich die NASA, wenn sie dort die kargen Mittel lieber in die Zukunft statt in die Vergangenheit investiert. Die Zeugen der russischen Raumfahrt wurden z. T. auf viel unwürdigere Art verschachert, ohne dass dies bei uns thematisiert worden ist. Mit Fragen nach dem Bildmaterial von den beiden russischen Mondautos Lunokhod stiess man beispielsweise hoffnungslos ins Leere, bis man sich 15 Jahre später dank privaten Bemühungen endlich ein Bild machen konnte, was jene Missionen tatsächlich gebracht hatten. Definitiv ernüchtert ist man, dass es die Medien auf der einen Seite überhaupt nicht gestört hat, als die Apollo-Mondlandungen der NASA geleugnet worden sind. Sobald aber ein mehr emotional historisches, und nicht etwa ein wichtiges technologisches, Meisterstück einer Epoche entsorgt wird, dann wird das von den gleichen Kreisen sofort beklagt, "als ob die Mondlandungen plötzlich stattgefunden hätten..." Ist das ehrlich - oder gar logisch? Nein, da geht es um etwas Anderes. Wir kennen die Probleme ja aus unseren eigenen Häusern. Was wir nicht entsorgen, geht einfach eine Generation später "in die Mulde", wie es bei uns heisst, wenn wir es versäumen, die Werte der Gegenwart glaubwürdig zu kommunizieren.

 

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